09.05.2015: Mike`s Place nach Staubfläche 35 km weiter

Die Nacht in unserem schlammigen Zelt war nicht die Beste. Alles ist feucht und als wir um sechs aufstehen, hängt immer noch dichter Nebel oder vielleicht auch Wolken über uns. Es ist saukalt und die ersten verschlafenen Gestalten taumeln durch die Gegend. Mike ist schon daran, Frühstück zu machen. Wir helfen mit und schnippeln Bananen und Erdbeeren. Es ist immer noch bitterkalt und windig.  Leider dauert es uns zu lange, bis das Frühstück für alle fertig ist. Um acht laufen wir los.  Mike ist ein bisschen enttäuscht, hat er doch extra wieder vegetarisch gekocht. Aber es ist schon so spät und Simone ist gleich steif gefroren. Wir laufen mit Marcel los. Es geht wieder rauf und runter.

Aber nach einer halben Stunde kommt die Sonne raus und es wird heiß. Die Landschaft sieht wiederso aus wie in den ersten Tagen. Wüste eben ... Es geht sich ganz gut. Wir haben auch nur 2 Liter Wasser mit, da nach 14 km die Tule Spring kommt, wo es einen Wassertank gibt. Dort angekommen machen wir eine Trockenpause. Das Zelt ist klitschnass und dreckig und auch unsere Schlafsäcke sind recht feucht. Simone macht eine Packexplosion, das heißt, der Rucksack wird komplett ausgeräumt und der Inhalt auf dem Boden verteilt, um zu trocknen. Ich hole derweil 6 Liter Wasser, zwei für die Mittagspause und vier zum Mitnehmen, da wir heute wieder einen trockenen Campplatz haben.

Bei Kilometer 26 gibt es noch einen Wassercache mit mehreren Hundert Litern Wasser. Wir trinken noch jeder einen Liter und laufen weiter. Ich merke ab Kilometer 30, dass wir zum Frühstück nur einen Haferriegel hatten, zu Mittag eine Portion Kartoffelbrei und eine Handvoll Trockenfrüchte. Ich habe keine Energie mehr.  Die letzten fünf Kilometer klebe ich an Simones Fersen und bin in Trance. Wenn ich mir vorstelle, wie lange ein Kilometer in Berlin ist, dann frage ich mich, warum wir verdammt noch mal noch nicht da sind.

Wir laufen doch jetzt schon eine Stunde, seitdem ich das letzte Mal auf die Uhr geschaut habe. Laufen wir auf der Stelle oder was? Ich habe Hunger, ich kann nicht mehr. HILFE! Ein Blick auf die Uhr verrät, es sind erst 10 Minuten vergangen. So ein Scheiß. Nach 35 Kilometern ist es halb sieben und wir haben es geschafft. Ich bin völlig platt. Der letzte Kilometer ging durch die Todeszone an Mt. Everest.


Ich stelle das Zelt auf und Simone macht Essen. Es gibt Knorr Pasta Alfredo. Unglaublich lecker.  Wir verputzen 3 Tüten, obwohl in einer Tüte eigentlich 2 Portionen sind. Lächerlich! Wir müssen auf jeden Fall unsere Essensration erhöhen.  Es wird dunkel und kalt. Um kurz nach acht gehen wir schlafen und es sind nur noch 6 Grad. Es ist auch unfassbar, wie lange wir hier schlafen - ganze neun Stunden. Das würde ich zu Hause nie hinkriegen.

das sind wir