Willkommen auf der Homepage von Simone und Axel

27. Mai 2014

 

Nur noch einen Tag arbeiten, dann geht es übermorgen Früh nach Trondheim. Gerade haben wir die Rucksäcke gepackt. Jetzt ist alles bereit. Mit der Verpflegung für 6 Wandertage wiegt Simones Rucksack knapp 12 Kilo und meiner knapp 14 Kilo. Da ist jetzt wirklich alles drin was wir mitnehmen. Je mehr wir auf dem Kungsleden futtern, desto leichter wird es.

 

Der heutige Check der Webcams in der nähe des Kungsleden zeigte zwar immer noch ein bisschen Schnee, aber nur auf den Skipisten. Die Wettervorhersage verspricht bis Montag Sonne,Sonne,Sonne. Bei Temperaturen knapp unter zwanzig Grad wird sicher noch einiger Schnee verschwinden. Wir freuen uns auf unsere Tour und können es kaum erwarten, dass es endlich los geht.

29. Mai 2014

 

Um 14 Uhr starten wir mit dem Flieger nach Trondheim. Wir überfliegen die Gegend wo der Kungsleden entlangläuft und stellen erleichtert fest, dass nur noch wenig Schnee liegt. Die Landschaft gleitet in herrlichem Sonnenschein unter uns vorbei. Wir freuen uns auf den Trail. Nach knapp zwei Stunden und einem sehr ruhigen Flug landen wir dann in Trondheim. Der Flughafen ist sehr entspannt. Eine Einreisekontrolle gibt es hier nicht. Wir schnappen unsere Rucksäcke und auf geht es mit dem Bus in die Stadt. Trondheim ist sehr entspannt und sehr schön, bei so strahlendem Sonnenschein. Wir beziehen unser schönes Hotelzimmer. Dann machen wir uns auf die Suche nach etwas Essbarem. Es gibt leckere Pizza Calzone für mich und ein Mozzarella Baguette für Simone. Wir schlendern noch ein bisschen durch die Stadt und genießen das Wetter. Am Bahnhof, der ganz in der Nähe des Hotels ist, holen wir die Fahrkarten für die Fahrt morgen nach Storlien. Wir brauchen noch eine Gaskartusche für den Kocher und hoffen, dass wir in Storlien morgen eine bekommen. Neben dem Hotel ist ein Ökobäcker, für den wir einen 15 % Gutschein haben. Da gibt's dann morgen leckeres Frühstück, hoffentlich. Jetzt gucken wir mal, was noch so in der Glotze läuft. Der Wecker bimmelt morgen um sechs und der Zug geht zehn Minuten vor acht. Gute Nacht.

 

 

 

30. Mai 2014

 

So, der erste Wandertag. Um sechs klingelt der Wecker im Hotel Lipp. Wir trinken erst mal einen Kaffee auf dem Zimmer. Dann gehen wir runter zum Bäcker. Da gibt's dann Kaffee und Kanelbuller. Simones Lieblingsessen. Das sind Zimtschnecken. Und sie sind noch warm. Was für eine Art den Tag zu beginnen. Das Wetter ist nicht so schön wie gestern. Es ist bewölkt und etwas kühler. Aber wir fahren ja sowieso mit dem Zug. Der fährt auch pünktlich los und mit uns eine ganze Schulklasse in der Pubertät. Aber die sind ganz friedlich und ruhig. Der Schaffner weist uns darauf hin, dass wir in irgendeinem Ort, den wir nicht verstanden haben, umsteigen müssen. Das tun wir dann auch. Kurz vor halb zehn sind wir dann in Storlien. Am Bahnhof ist auch gleich ein kleiner Outdoorladen in dem wir Gas für unseren Kocher bekommen. Dann laufen wir los. Die nächste Station ist der coop Supermarkt. Wir haben zwar genug zu essen, aber Kanelbuller kann man nie genug haben. Dann geht es für vier Kilometer die, laut Reiseführer, viel befahrene E14 lang nach Storvallen. Viel befahren heißt hier ein Auto in zwei Minuten. Ist halt nicht Berlin....

Der Weg soll vom Wanderheim starten. Das tut er auch, aber wir finden nur den Winterweg. Den sollen wir jedoch nicht gehen, sondern dem Bohlenweg folgen. Also wieder umdrehen. Aber nach kurzer Zeit finden wir den richtigen Weg und jetzt geht's wirklich los. Das Wetter ist spitze, Sonnenschein und knapp zwanzig Grad. Da immer mal wieder Schnee liegt, der gerade taut, ist der Untergrund an vielen Stellen wie in Grönland. Ein großer Schwamm. Dementsprechend sind auch unsere Füße ein bisschen nass. Aber das macht nichts, es ist ja warm. Da hier unten, in der eher sumpfigen Wiesenlandschaft der Weg eher schlecht zu sehen ist, kommen wir nur recht langsam voran. Immer wieder müssen wir von Grashügel zu Grashügel hüpfen. Manchmal entpuppt sich der Grashügel aber als Schwamm. Nach fünf Kilometern kommt ein Rastplatz. Der ist wirklich super hergerichtet. Feuer/Grillplatz und ein Klohäuschen. Wir machen einen Kaffee und futtern unsere Kanelbuller. Lecker. Kurz darauf kommen vier Norweger vorbei, die hier eine Tageswanderung machen wollen. Den Kungsleden kennen sie nicht. Es scheint wohl wirklich so, das der südliche Kungsleden hier nicht bekannt ist. Soll uns recht sein. Und jetzt geht es zur Blåhammaren Fjällstation. Der Weg ist schon besser zu erkennen, aber auch hier eher feucht. Inzwischen haben sich ein paar Wolken vor die Sonne geschoben und es windet ein wenig. Kurz nach fünf sind wir an der Fjällstation angekommen. Wie erwartet ist hier alles dicht gemacht. Die meisten Hütten machen hier erst Ende Juni auf. Obwohl es noch recht früh ist, beschließen wir hier im Winterraum der Hütte zu übernachten. Hier ist es warm und sogar die Steckdosen funktionieren. Nur die Sauna ist zu. Als wir noch die Gebäude erkunden, landet ein Hubschrauber hier. Es ist ein Techniker, der hier nach dem Rechten sieht. Jetzt kochen wir bald unser Abendessen und lassen es uns gut gehen.

 

 

31. Mai 2014

 

So schön, wie das Wetter gestern war, so bescheiden ist es heute. Am Morgen ist die Fjällstation in dichte Wolken gehüllt. Man kann kaum die Gebäude erkennen, die fünfzig Meter weiter stehen. Außerdem weht ein recht eisiger Wind und die Lufttemperatur liegt bei sechs Grad. Keine schöne Kombination. Wir frühstücken und um halb acht geht es los. Die Hoffnung, dass der Wind nachlässt, wenn wir von dem Pass runter sind, wird nicht erfüllt. Immerhin kommt der Wind genau von hinten, sodass er einem nicht so widerlich ins Gesicht bläst. Die erste Etappe bis zur Enkälen Rasthütte ist sehr langwierig. Ständig müssen wir Schneefelder durchqueren, unter denen teilweise ein kleiner Bach rauscht. Zum Glück geht alles gut und wir brechen nicht ein. Außerdem ist der Weg sehr aufgeweicht und wir hangeln uns manchmal von Stein zu Stein, um nicht in die Matschpampe zu treten. Unseren Schuhen sieht man irgendwie nicht an, dass sie noch ganz neu sind. Eher so, als hätten wir sie aus einem Rotes Kreuz Sammelcontainer gefischt. In der Rasthütte angekommen ziehen wir uns erst mal alle Sachen an, die wir nicht sowieso schon tragen. Dann gibt es heißen Tee. Irgendwie kommt mir der Gedanke, dass wir ruhig Zucker hätten mitnehmen können statt Süßstoff. Mir kommen überhaupt so einige Gedanken. So auch, dass es offenbar einfacher ist, eine Tagesetappe am Küchentisch mit einem leckeren koffeinhaltigen Heißgetränk in der Hand zu planen, als die Strecke dann im schwedischen Fjäll bei fünf Grad und kräftigem Wind selber zu laufen.

Nach der Pause wird das Wetter ein wenig besser. Es sind kleine Löcher in der Wolkendecke zu sehen. Aber wirklich warm ist es immer noch nicht. Jetzt sehen wir ganz viele Schafe die hier grasen. Mehrere Herden mit vielen Tieren. Aber kein Schäfer zu sehen. Wahrscheinlich haben die hier auch alles eingezäunt. Jetzt laufen wir auf die Sylarna Fjällstation zu. Diese ist ebenso groß wie zu. Die letzten zwei Kilometer ziehen sich ganz schön hin. Kurz vor Erreichen der Hütte sehen wir ganz viele Schafe aus nächster Nähe. Simone gibt zu bedenken, dass die gar nicht wie Schafe aussehen, sondern eher wie Lamas. Recht hat sie! Aber noch mehr sehen sie aus wie Rentiere. Die haben aber wahrscheinlich noch ihr Winterfell, denn sie sind ganz hell, sodass sie aus der Entfernung tatsächlich wie Schafe wirken. In der Sylarna Hütte machen wir uns einen schönen heißen Kaffee, gleich neben der Kochplatte steht eine fast volle Flasche Whisky. Da wir aber noch weiter laufen wollen, müssen wir sie leider unangetastet lassen. Inzwischen haben uns die Wolken wieder eingeholt. Die schönen blauen Stellen am Himmel haben sich alle zugezogen. Jetzt ist es eine Stunde später und es regnet ein bisschen. Alles dunkle Wolken, so ein Mist. Wir haben uns entschlossen, doch hier zu bleiben. Laut schwedischen Wetterbericht, der deutsche für Schweden ist leider viel zu optimistisch, soll heute der kälteste Tag sein. Morgen ab zehn soll die Temperatur steigen. Da es auch hier, im Winterraum der Hütte, eine schöne Heizung gibt, haben wir uns entschlossen, auf den Wetterbericht zu vertrauen, und morgen weiter zu laufen. Wie gesagt, die Wege sind in eher schlechtem Zustand, sodass wir doch deutlich mehr Zeit brauchen, als das von zu Hause ausgesehen hat. Unsere Verpflegung reicht auch aus und in der Fjällstation Grövelsjön können wir Essen nachkaufen. Jetzt gibt es erst mal Pasta Primavera. Übrigens, wir haben heute nicht eine Menschenseele gesehen. Und auch nur wenige Fußabdrücke im Matsch. Bis bald

 

01.  Juni 2014

 

Was für ein saugeiler Tag. Als um sechs der Wecker klingelt, ist noch alles grau. Aber man kann sehen, dass die Wolkendecke heute deutlich dünner ist. Auch der Wind hat sich gelegt und es sind immerhin schon vier Grad draußen. Wir frühstücken, packen und machen die Hütte noch sauber. Halb acht ziehen wir los. Wenn der schwedische Wetterbericht sagt, ab acht scheint die Sonne, dann scheint ab acht die Sonne. Das Sylarnamassiv erhebt sich majestätisch aus den Nebelresten. Was für ein Anblick. Immer wieder bleiben wir stehen und machen Fotos. Inzwischen ist der Himmel wolkenlos und die sonne brennt vom Himmel. Es sind zwar nur wirklich 17 Grad, aber gefühlt über dreißig. Bis zur ersten Pause an der Mieskentjakke Rasthütte trinken wir mehr als gestern den ganzen Tag. Klares leckeres Wasser gibt es hier ja reichlich. Wir sehen zahlreiche Schafe äh Rentiere mit vielen Jungtieren. Die meisten laufen panisch davon, wenn sie uns sehen, aber das ein oder andere, neugierige Exemplar will sich mal aus der Nähe ansehen, was das da für komische Gestalten sind, die da entlanglaufen. Die sehen schon sehr flauschig aus. Der Weg selbst ist wieder recht anstrengend. Oft loses Geröll, wo wir sehr aufpassen müssen, wo wir hintreten, und unzählige große Schneefelder, die wir entweder umgehen, oder wenn das nicht geht, vorsichtig durchqueren. Wir wissen nie, ob der angetaute Schnee noch trägt, oder nicht. Unter vielen Schneefeldern fließt auch schon fleißig das Schmelzwasser. Zum Glück hält der Schnee meist. Ein paarmal brechen wir aber auch mit einem Bein ein. Bei einem großen Feld, das wir auch nicht umgehen können, gehe ich vor und Simone fragt" hält der Schnee?" Ich sage ja klar, der ist stabil, als ich auch schon mit einem Bein durchbreche und der Länge nach hinschlage. Als ich mich aufrappele, merke ich, dass der Schnee doch stabil ist und wir gehen weiter. Alles geht gut. An der Mieskentjakke Hütte machen wir Pause und trinken Kaffee. Irgendwie haben wir doch ein bisschen zu wenig Snacks für die Mittagspause. Frühstück und Abendessen reichen aus. Wahrscheinlich brauchen wir einfach ein wenig mehr Energie, da der Trail doch anstrengender ist als gedacht. Vielleicht können wir uns irgendwo noch ein paar Snickers besorgen. Es ist total heiß. Die Hütte hinter uns riecht nach warmen Birkenteer, oder wie Simone meint, nach Räucherwurst. Wir machen fast eine Stunde Pause und laufen dann weiter. Es ist einfach absolut traumhaft. So ein Naturparadies, nicht mal zwei Flugstunden von Berlin weg. Allerdings sieht es hier im Sommer auch anders aus. Da sind hier natürlich viel mehr Leute unterwegs. Wir gehen dann weiter zur Helags Fjällstation. Der Weg dorthin ist eigentlich gut zu gehen, nur leider noch sehr Wasser führend . Gleich hinter der Rasthütte ist ein kleines Flüsschen, das im Sommer sicher leichten und trockenen Fußes zu überqueren ist. Jetzt ist allerdings mehr Wasser drin. Nicht tief, aber um trocken ans andere Ufer zu gelangen zu tief. Während Simone die klassische Methode wählt und Sandalen anzieht, demonstriere ich die wet feet Methode. Wenn man mit Trailrunning Schuhen bei so feuchten Bedingungen unterwegs ist, werden die Füße unvermeidlicherweise nass, also ist es sowieso egal. Stimmt, ich wate einfach durchs Wasser und meine Schuhe sind voll Wasser. Aber das Wasser läuft ja auch wieder raus. Bei dem warmen Wetter ist das richtig gut, und man verliert auch nicht so viel Zeit, als wenn man immer die Sandalen anzieht. Nach 22 Kilometern erreichen wir kurz nach vier die Helags Fjällstation. Auch diese ist verlassen, aber im Notraum machen wir eine super Entdeckung. ESSEN! Es liegen mehrere Lebensmittel zur Selbstbedienung herum. Man legt einen Obolus in die Kasse und nimmt sich, was man will. Simone zieht mit strahlendem Gesicht und eine XXL-Tüte Kartoffelchips davon. Ich nehme eher bodenständige Sachen, wie ein paar Heiße Tasse Tütchen und zwei instand Nudelgerichte. Jetzt haben wir auch ausreichend Essen. Wir futtern die Chips, trinken Kaffee und gammeln bis halb sieben herum. Dann macht Simone den Vorschlag, dass wir die 12 Kilometer bis zur nächsten Hütte laufen können. Da es hier ja um diese Zeit nicht dunkel wird, ist eine "Nachtwanderung" ja auch kein Problem. Also geht's los....
Fortsetzung folgt

 

 

Fortsetzung

 

Ljungdalen, wo zur Hölle liegt das? Was machen wir da? Wie kommen wir dahin?
Das ist eine lange Geschichte. Angefangen hat alles damit, dass Simone nicht nach Griechenland zum Wandern fliegen wollte, sondern es musste unbedingt der Kungsleden sein!
Nein, im Ernst. Nach der langen Pause, an der Helags Fjällstation, waren wir wieder gut in Form, das Wetter war einfach genial, und es wird ja hier nicht mehr dunkel. Die Sonne geht zwar um kurz vor Mitternacht unter, aber sie geht um drei schon wieder auf. Dazwischen ist eine sehr helle Dämmerung.

Wir stiefeln also los. Nach drei Kilometern erreichen wir den mit 1180 m höchsten Punkt des Kungsleden. Von hier aus können wir den weiteren Weg gut einsehen. Doch was ist denn hier los? Während hinter uns die Landschaft überwiegend braungelb mit vereinzelten weißen Schneeflächen ist, ist es vor uns eigentlich genau umgedreht. Zwischen großen Schneeflächen taucht zögernd und vereinzelt der Boden auf. Im Reiseführer stand ja, dass hier der  kälteste Abschnitt des Kungsleden ist, aber dass das heißt, dass hier die Schneeschmelze noch am Beginn steht, hätten wir nicht erwartet. Na gut, einen anderen Weg gibt es nicht, es ist noch hell und warm, und wir haben nur 12 km vor uns, das sind max. 4 Stunden. Also los! Der Weg, wenn man ihn denn als solchen bezeichnen möchte,  gleicht eher einer Wasserrutsche. Das Schmelzwasser bahnt sich seinen Weg in Kaskaden talwärts. Zu dumm, dass wir den gleichen Weg haben. Binnen weniger Minuten sind unsere Schuhe durchweicht, man erinnere sich: „wet feet principle". Das ist aber nicht weiter schlimm. Es ist ja noch warm. Wir schlittern also den "Weg" runter. Immer auf der Suche nach der nächsten Wegmarkierung. Die Schneefelder, die wir hier durchqueren müssen, sind nicht nur größer, sondern auch weicher und an vielen Stellen ist die Schneedecke schon eingebrochen. Das sieht wenig vertrauensvoll aus. Dazu kommt, dass das ganze Schmelzwasser, das pausenlos den Berg runterläuft, sich natürlich zu Bächen vereint, die sich unter die Schneeflächen fressen. Immer öfter hören wir unter dem Schnee den Bach rauschen.  An einigen Stellen ist die Schneedecke so weit eingebrochen, dass man den Bach schon sehen kann. Das sieht nicht gut aus. Wir haben die Talsohle noch nicht erreicht und wir vermuten mal, dass das Wasser auch nach Schweden zu Tale fließt. Dort sehen wir auch schon große Wasser und Eisflächen. Als wir dann eine geraume Weile versuchen eine Stelle zu finden, an der wir den vor uns liegenden Bach überqueren können,  der von 1,5 Meter hohen überhängenden Schneemauern eingerahmt wird, beschließen wir umzukehren. Wir haben für die fünf Kilometer bis hier knapp 2 Stunden gebraucht. Den Rückweg schaffen wir in einer Stunde, wir wissen ja jetzt, wo es lang geht. Wieder in der Fjällstation angekommen hören wir Stimmen aus dem Notraum und beschließen zu zelten, da es ja schon nach zehn ist und wir auch noch Essen kochen wollen. Es ist jetzt schon deutlich kühler, obwohl die Sonne noch scheint. Wir stellen unser Zelt auf, essen und versinken, fertig mit uns und der Welt, in den Schlafsäcken. Wir sind ja heute mehr als 32 Kilometer unter widrigsten Bedingungen gewandert. Die Nacht ist kühl und windig. Ich ziehe mir noch meine Daunenjacke über, dann pennen wir, bis die heiße Sonne uns halb acht aus dem Zelt treibt.

 

 

 

02. Juni 2014

 

Da wir nicht weiterkommen, beschließen wir den einzigen Weg, der bleibt, nach Ljungdalen zu nehmen. Der ist auch alles andere als gut zu gehen. Immer wieder versperren uns Schneeflächen den Weg. Durch die meisten Bäche kommen wir gut durch, nur bei einem Bach besteht das Ufer wieder aus unüberwindlichen ca. 2 Meter hohen Schneewänden. Wir kämpfen uns durch kniehohes Gestrüpp, bis wir mehrere Hundert Meter vom Weg entfernt eine  Stelle finden, wo wir den Bach durchqueren können.  Ich gehe voran und kann nach 5 Metern, am anderen Ufer angekommen, meine Beine kaum noch spüren, so kalt ist das Wasser. Trotzdem gehe ich wieder zurück um Simones Rucksack zu holen, da das Wasser nicht nur saukalt ist, sondern die Strömung auch noch an den eiskalten Beinen zerrt. Wir schaffen es gut und trocken ans Ufer und kochen erst mal Kaffee.  Dann versuchen wir den Weg zurück, zum Weg, zu finden. Das kostet noch mal viel Zeit, denn wir müssen nicht nur durch das Gestrüpp, sondern auch noch durch viele kleine Bäche und sumpfige Wiesen. Irgendwann erreichen wir den Weg,  der mittlerweile ein Schlammpfad ist, der die Konsistenz von Nutella, um das Mal appetitlich zu formulieren, hat.

Bei einer weiteren Bachüberquerung mache ich einen Schritt auf einen großen,  äußerst stabil wirkenden Stein. Der rollt natürlich unter mir weg und ich kann nur noch mit beiden Beinen ins 40 cm tiefe und natürlich eiskalte Wasser springen. Sieht sehr professionell aus, und meine westdeutsche Kampfrichterin gibt mir eine 9,5 für die Haltung. 

Kurze Zeit später bricht unter Simone eine Schneefläche ein und sie landet recht ungraziös auf dem Hintern.  Das war nur eine 8,0! Haha. Dann kommt kurz vor dem Endpunkt des Weges noch eine Brücke über einen weiteren Bach, der eine ordentliche Strömung hat. Von der Seite können wir sehen, dass unter dem Schneeberg tatsächlich eine Brücke ist. Simone geht zuerst und tritt zielsicher daneben, kracht mit Getöse durch den Schnee und ist mit beiden Beinen verschwunden. Da war die Holzbrücke wohl nicht mehr unter dem Schnee, aber außer einem Mordsschreck für uns beide ist nichts passiert. Dann haben wir die Straße nach Ljungdalen erreicht. Die Strecke nach "Downtown" zieht sich aber über 7,5 Kilometer hin. Es sind 33 Grad in der Sonne, und was wir in den Bergen im Überfluss hatten, haben wir jetzt nicht mehr: WASSER. Unsere Zungen kleben am Gaumen. 

Der Ort ist total ausgestorben. Es soll ja hier ein Vandrehem (Wanderheim/Jugendherberge) geben. Wir sehen nur geschlossene Snowscooter Verleiher und einen ebenso geschlossenen "Supermarkt". Am Ende des Ortes sehen wir ein Schild "Vandrehem", das uns auf einem Parallelweg zurück durch den Ort schickt. Aber immerhin hat es das ganze Jahr hindurch geöffnet.  Wir erreichen das Haus.  Ein Zettel an der Tür bittet uns eine Telefonnummer anzurufen.  Der Herbergsvater bittet uns einfach reinzugehen, und uns ein Zimmer zu suchen, und das Geld einfach in einen Umschlag zu stecken. Er ist nämlich leider gerade in Stockholm....... wir lieben Schweden! Die Dusche nach vier Tagen ist fantastisch.  Jetzt müssen wir beratschlagen, wie es weitergehen soll.....

03.06.2014

 

Der Nachteil bei einem Blog ist natürlich, dass jeder der ihn verfolgt, gleich von deinem Scheitern weiß. Aber wir müssen wohl zugeben, dass wir trotz des guten Wetters einfach zu früh für das schwedische Fjäll sind. Auch wenn der Weg bis zu unserer Umkehr schon machbar war, so mussten wir doch immer wieder über Schneefelder und durch Bäche waten. Wir können einfach nicht einschätzen, wie sich die Verhältnisse in den Bergen ändern werden. Der Schnee schmilzt, und die Schneeflächen sind nicht mehr so tragfähig. Wenn man dann unverhofft einbricht, kann man sich auch leicht verletzen.   Schmilzt der Schnee weiter, heißt es dann auch mehr Wasser in den Flüssen. Je weiter wir nach Süden kommen umso feuchter wird auch das Terrain. Wir hatten jetzt schon etliche Stellen, wo die Bohlenwege überschwemmt waren. Auch als wir gestern ins Tal abgestiegen sind, war der Weg ein einziges Schlammloch. Deshalb haben wir uns, nach intensiver Diskussion, entschlossen die Tour im Fjäll zu beenden. Aber wir werden irgendwann wiederkommen. Jetzt werden wir erst mal das Angebot von Freunden annehmen bei Ihnen im Ferienhaus zu wohnen. Eine andere Idee war, jetzt eine Woche die Zeit bei besagten Freunden zu verbringen und dann wieder zurück zum Kungsleden, diesmal ans südliche Ende und dann nach Norden gehen bis nach Grövelsjön. Allerdings wohnen die Freunde fast am anderen Ende von Schweden. Da wäre die Anreise auch sehr langwierig. Zum anderen brauchen wir für den südlichen Teil auch wahrscheinlich mehr als eine Woche, zudem ist es auch wieder sehr schwierig von Grövelsjön mit den öffentlichen Verkehrsmitteln  nach Trondheim zu kommen. Wir werden mal sehen, ob wir im Südosten von Schweden jetzt einen anderen interessanten Wanderweg finden.

06.06.2014

 

Hier ein update zu unserer Reise. Wir  haben uns in Ostersund einen kleinen Fiat 500  gemietet. Nach einer mehr als 800 km langen Anfahrt durch halb Schweden, die immer nach Süden ging, sind wir jetzt in Småland bei Freunden angekommen. Wir wohnen in einem wunderbaren Sommerhaus. Das Wetter ist phantastisch, und wir genießen die Zeit. Wir hatten zwar einen anderen Reiseverlauf geplant, aber man muss ja Kompromisse machen können.
Die Fahrt selber führte uns durch ein Land, das teilweise wie aus einem Astrid-Lindgren-Buch aussah. Kleine rote Holzhäuser, Gehöfte, Kühe und Wälder. Stellenweise dachten wir, wir sind in einem Museumsdorf gelandet. Aber es ist alles echt. Jetzt sind wir also mitten im Småländischen Hochland, wie die Gegend hier heißt. Heute Morgen gab es Rührei mit frischem Schnittlauch aus dem Garten. Jürgen und Ulrike, bei denen wir wohnen, haben sich hier ein kleines Paradies geschaffen. Unter anderem haben sie eine kleine Hühnerfarm, die sehr an die Bücher von Pettersson und Findus erinnert. Daher waren das wahrscheinlich die frischesten Eier, die wir je gegessen haben. Im Augenblick sitzen wir in einer kleinen Jagdhütte und warten darauf Wildschweine beobachten zu können. Morgen Abend werden wir mal losziehen, um Elche zu finden. Da diese augenblicklich mit ihren Jungtieren unterwegs sind, haben wir ganz gute Chancen, die mal aus der Nähe zu sehen. Uns geht es hier prima. Wir genießen die Zeit.

09.06.2014

 

So, genug gefaulenzt. Heute geht es nach Öland, der schwedischen Sonneninsel.
Wir haben uns die letzten Tage tiefenentspannt. Wir haben in der herrlichen Sonne im Garten von Lindås ausgiebig und lange gefrühstückt. Haben mit unseren "Tourguides" den Ort Näshult und Umgebung erkundet und waren schließlich erfolgreich, sowohl auf eine Wildschwein- und Elch- "Safari". Und natürlich haben wir auch Petterssons wunderbares Hühnerparadies besichtigt.
Da wir aber zum Wandern hergekommen sind und nicht zum Faulenzen, geht es heute also nach Öland. Dort gibt es den 83 km langen Mörbylångaleden. Der führt von der Kalmarsundbrücke zur Südspitze der Insel. Auf Öland angekommen finden wir gleich den Langzeit-Parkplatz. Da dort 2 Autos mit eingeschlagenen Scheiben stehen, beschließen wir in ein Wohngebiet zu fahren und dort den Wagen abzustellen. Dann begeben wir uns auf die Suche nach dem Weg. Informationen über den Weg sind eher spärlich. Genauer gesagt wissen wir nur, dass es ihn geben soll. In einer Karte von Öland ist er auch nur vage eingezeichnet. Wir finden die roten Holzschnitzereien, die den Weg markieren und los geht es. Es ist kein Wölkchen am Himmel, und die Sonne brennt erbarmungslos. Es ist heiß und es gibt kaum Schatten. Wir wandern meist über Feldwege, aber auch große Strecken über kleine Asphaltstraßen. Wirklich schön ist das nicht. Zum Glück haben wir genügend Wasser mitgenommen. Öland ist schließlich nicht für seinen Wasserreichtum bekannt. Kurz vor unserem Ziel, der Zeltplatz von Sandbergen, gleich am Ostseestrand, müssen wir durch einen dichten Wald, der genau an die Ostsee grenzt. Entsprechend feucht ist der Wald und wir werden ordentlich vom schwedischen Nationalvogel gepiesackt. Deshalb fliegen wir förmlich zum Zeltplatz. Leider hat die Rezeption schon lange zu. Wir stellen einfach unser Zelt auf und gehen dann morgen früh zum Bezahlen. Das Ganze hat aber einen entscheidenden Nachteil, an die Dusche kommt man nur mit Schlüssel, den wir natürlich nicht haben. Wir haben nur eine Mischung von Sonnencreme und Dreck am Bein. Aber eine Tür steht offen. Wahrscheinlich hat einer vergessen abzuschließen. Schnell rein und duschen! Aahhh wie schön. Dann gibt es die bewährte Pasta Primavera. Die macht immer gute Laune.

Fazit vom Tag, bis jetzt ist Öland kein Wanderparadies. Es ist eben schon eine Kulturlandschaft, die noch intensiv beackert wird. Auf Asphaltstraßen zu laufen macht keinen großen Spaß. Mal sehen, ob es Morgen besser wird. Wir müssen zwar auch wieder einigen Straßen folgen, aber dann geht es einmal quer über die Insel. In das „ Alvaret“, das ist ein Naturschutzgebiet, das einer trockenen steinigen Steppe gleicht. Zum Glück soll es morgen wieder heiß werden. Wir gehen jetzt noch zum Strand runter und dann ins Bettchen. God Natt.

10.06.2014

 

Heute früh können wir uns ja Zeit lassen, die Rezeption macht sowieso erst um neun auf. Wir frühstücken, packen unseren Kram zusammen und Punkt Neun stehen wir an der Rezeption. Wir zahlen und schon geht's los. Der Weg führt immer mehr oder weniger am Meer entlang. Das Wetter ist auch super, vor der Sonne liegen ein paar kleine Federwolken, somit ist es nicht ganz so heiß. Wir laufen durch nach warmem Holz duftende Wälder, über mit schönen bunten Blumen bestandenen Wiesen und über ganz verwunschene schmale Feldwege, über denen sich dichte Holunderbüsche zusammengeschlossen haben, sodass wir durch einen grünen Tunnel laufen. Hier blühen auch überall riesengroße Mohnblumen. Die Blüten sind so groß wie Grapefruits. Wunderschön. Nach ca. 8 km sind wir in Mörbylånga. Am Supermarkt kaufe ich mir ein Eis und Simone Minizimtschnecken. Das haben wir uns verdient. Jetzt ist leider die schöne Strecke wieder vorbei. Asphalt wartet auf uns. Rad fahren ist hier zwar bestimmt super, aber der erbarmungslose harte Asphalt killt unsere Fußsohlen. Sogar ich habe zwei Blasen und so was kommt bei mir normalerweise nicht vor. Die Karte verheißt auch nix Gutes. Es geht immer auf Straßen weiter. Inzwischen haben sich die Wolken wieder verzogen und die Sonne brennt.

Bei Kilometer 17 machen wir unsere Mittagspause. Wir sind auf einem wunderschönen Rastplatz direkt am Meer. Picknickbänke in der Sonne, im Halbschatten und ganz im Schatten stehen zur Auswahl. Ein Plumpsklo ergänzt das Ambiente. Traumhaft. Und kein Mensch zu sehen. Wir erholen uns bei leckerem Kaffee und Minizimtschnecken. Danach begebe ich mich in den Schatten und mache ein kleines Mittagsschläfchen. Das tut gut. Nach knapp zwei Stunden geht es weiter, über Asphaltstraßen, nach Kastlösa. dort kaufen wir in einem kleinen Laden, bei einem wahrscheinlich über hundert Jahre alten, sehr freundlichen Mann, Wasser. Da wir heute nicht an einem Zeltplatz übernachten, brauchen wir für Abendessen und Frühstück mehr Wasser. Dann füllen wir noch unsere Faltflaschen mit Wasser und weiter geht es. Zuerst geht es wieder die Straße lang und dann über einen Kiesweg weiter, einmal quer über die Insel auf das Alvaret. Das ist die Kalksteppe hier. Aus der Ferne kann ich schon auf der anderen Seite das Meer sehen. Simone nicht. Jetzt kommen meine 17 cm mehr an Körpergröße zum Tragen. Um halb acht, und Mensch, ganz genau nach 30 Kilometern, erreichen wir einen wunderschönen einsamen Rastplatz, auf dem wir sogar übernachten dürfen. Es ist wirklich schön hier. Jetzt gibt es gleich wieder lecker Abendessen, Pasta Primavera, versteht sich, und heute sogar noch mit Reibekäse gepimpt. Ein Traum. Tschüss bis morgen

11.06.2014

 

Geschafft! Kurz vor vier erreichen wir Näsby, den Zielort des Mörbylångaleden. Aber der Reihe nach. Um sechs stehen wir auf und folgen der Routine: Kaffee kochen, frühstücken, packen. Gestern, bevor wir auf das Alvaret gestartet sind, haben wir an einer Infotafel in einem kleinen Holzkasten ein wunderbares Faltblatt zum Mörbylångaleden gefunden. Das wäre doch gut am Startpunkt des Weges aufgehoben gewesen …, aber was soll`s, wir haben ja auch so hergefunden. Obwohl das Alvaret eine Kalksteppe ist und entsprechend trocken, ist hier an dem Zeltplatz alles feucht. Es ist wohl die Luft vom Meer, die hier statt Regen für das lebensnotwendige Nass sorgt. Das Zelt ist auf jeden Fall total nass. Wir trocknen es, darum brechen wir erst kurz vor acht auf. Der Weg geht auf einem gut zu gehenden Kiesweg. Der Weg führt auf einen uralten Bahndamm immer an der Kante des Alvaret entlang. Wären nicht meine Blasen an beiden Füßen, könnte es ein sehr schöner Tag werden.

Kurz nach unserem Start zieht sich der Himmel langsam aber sicher zu. Das ist aber nach der Hitze der letzten Tage eher angenehm. Außerdem sind wir etwas knapp an Wasser. Wir haben nur noch einen Liter Wasser zusammen. Wir sehen zwar Häuser an der Straße, aber der Weg dorthin wird von finster dreinschauenden Kühen bewacht. Also weiter. Aber was ist das Süden? Der rote Pfeil weist nach links, genau durch eine Weide voll mit Kühen. Kaum betreten wir die Weide drehen sich alle Kühe wie auf Kommando um und sehen uns an. Und kommen her!  Plötzlich laufen knapp zwanzig Kühe auf uns zu. Bevor wir testen können, ob sie friedlich sind, sind wir an der Leiter und über die Steinmauer. Dann geht es immer weiter den alten Bahndamm nach. Wir machen eine kleine Pause und dann ist es Zeit, in einem Bogen ans Meer zu gehen. Wir sehen schon das nächste Etappenziel: Gräsgårds hamn. Und dazwischen? Etwa zwei Kilometer Weideland mit vielen Kühen drauf. Wir klettern über die Steinmauer und los geht's. Kaum sind wir drüben gucken uns alle Kühe an und rasen los. In unsere Richtung. Unter laufen und muhen kommt die Herde hinter uns her. Wir laufen ganz zum Strand runter, immer an der Wasserlinie lang. Da kommt der rettende Zaun. Aber dahinter noch mehr Kühe, die auch alle angetrabt kommen. Bilder von der Stierhatz in den Straßen von Pamplona tauchen vor unseren Augen auf. Mehrere Kühe laufen ca. 10 m von uns entfernt auf dem Gras neben uns her. Die Spuren im Sand zeigen aber, dass durchaus auch Kühe ans Wasser gehen. Endlich erreichen wir die letzte Steinmauer. Das waren seeeehr spannende 2 Kilometer. Wirklich friedlich sahen die Kühe nicht aus. Es waren auch viele Jungtiere mit dabei. Wir sind auf jeden Fall froh, es geschafft zu haben. Jetzt sind wir zwar im Hafen, aber alles ist verlassen, keine Menschenseele. Wir haben noch vier Kilometer bis Eketorp, ein rekonstruierendes Burgenland, und nur noch einen knappen halben Liter Wasser und Durst........

Als wir uns Eketorp nähern, sieht es auch total verlassen aus. Wir müssen die letzten Meter wieder über eine Kuhweide, aber die Kühe hier liegen friedlich rum. Unsere Befürchtung bestätigt sich, alles zu. Aber was in Deutschland undenkbar wäre, die Toiletten sind offen und haben köstliches kaltes Wasser. Wir trinken und trinken und trinken und machen erst mal Kaffee. Immerhin sind wir bis hier 19 km gelaufen, und auch wenn die Sonne nicht scheint, sind es doch 20 Grad, und ein Liter Wasser für zwei ist echt zu wenig. Jetzt sind es nur noch vier Kilometer bis zum Schluss. Um kurz vor vier fährt der Bus. Wir sind 15:30 Uhr an der Haltestelle. Als der Bus kommt, sind wir die einzigen Fahrgäste. Simone bestellt in perfekten schwedisch zwei Tickets. Der Busfahrer fragt nach einer Kreditkarte. Simone sagt Nein, weil sie glaubt, er fragt, ob wir mit Karte zahlen wollen. Dabei habe ich beim Einsteigen gesehen, dass ab 2012 nur noch Kartenzahlung möglich ist. Kein Cash!  Irgendwie hantiert der arme Fahrer mit irgendwelchen Karten rum und wir können doch mit Cash zahlen. So wie wir aussehen, denkt der wahrscheinlich, wir sind polnische Erntehelfer und haben keine Kreditkarten.
Nach fast zwei Stunden sind wir wieder am Startpunkt unserer Wanderung. Also ist der Bus auch nicht viel schneller als wir. Unser kleiner Fiat ist sicher noch da. Mittlerweile fängt es an zu nieseln. Jetzt sitzen wir auf einen Zeltplatz an der Kalmarsundbrücke, haben frisch geduscht und sind glücklich. Morgen wollen wir noch ein bisschen in den Norden von Öland fahren und dann geht es zurück nach Lindås. Bis später .....

12. Juni 2014

 

Heute Morgen weckte uns grelles Sonnenlicht. Und das um fünf. Das ist aber entschieden zu früh, also noch mal, mit voller Konzentration einschlafen. Das ist nicht so leicht. Kurz nach halb sieben ist es dann endgültig vorbei mit Schlafen. Wir frühstücken, packen unseren Kram zusammen und los geht es mehr Norden. Wir fahren die Westküste Ölands entlang bis Äleklinta, wo wir vor ein paar Jahren schon mal waren. Immer noch schön dort und die Kamele sind auch noch da. Im Ernst, da hat ein Bauer eine Kamelherde. Wir wissen allerdings nicht genau, was er mit den lustigen Gesellen vorhat. Als Großstädter fragen wir uns "gibt es eigentlich Kamelkäse?“ Und wenn ja, wir schmeckt der? Fragen über Fragen, die wir aber jetzt nicht klären können. Da wir wieder mehr Süden müssen, um auf das Festland zu gelangen, und wir ja schon an der Westküste hochgefahren sind, fahren wir einfach quer über die Insel und auf der Ostseite wieder nach Süden. Auf Öland gibt es unglaublich viele Windmühlen. Natürlich sind die nicht mehr in Betrieb, aber sie schmücken immer noch die Straßenränder. Es sind wirklich Hunderte. Dann erreichen wir die Kalmarsundbrücke. Die ist über sechs Kilometer lang und an der höchsten Stelle mehr als vierzig Meter hoch. Dann geht es nach Norden in Richtung Oskarshamn. Kurz vor Oskarshamn verlassen wir die "Autobahn" und fahren nach Vånevik. Dort gibt es einen "Badplats", den uns Uli und Jürgen empfohlen haben. Mit traumwandlerischer Sicherheit biegen wir natürlich falsch ab und machen somit erst mal eine Ortsbesichtigung. Dann den ganzen Weg wieder zurück, bis wir die Badestelle gefunden haben. Es ist wirklich traumhaft hier. Die Sonne strahlt vom blauen Himmel rauf und runter, das Wasser liegt ruhig da und der Strand ist richtiger Sandstrand. Da wir beide uns hier kurzerhand mit der aktuellen Bademodenkollektion versorgt haben, ist es jetzt Zeit ins kühle Nass zu springen. KÜHL??? Es ist einfach SAUKALT! Nach einer Minute bis zu den Knien im Wasser kann ich meine Beine nicht mehr spüren. Während ich noch versuche, mit aller Willenskraft meine Beine vorwärts zu bewegen (die wollen aber komischerweise nur rückwärts), planscht Simone schon im Wasser umher. Ich muss es leider zugeben: ICH BIN DAS MÄDCHEN IN DER FAMILIE! Nach mehreren Anläufen schaffe ich es auch ins Wasser. Ich verfalle in Schnappatmung und versuche, mit rapide erstarrenden Gliedern, zu schwimmen. Wahrscheinlich durch die Kälte, gelingt es mir noch geradeaus zu schwimmen. Ich ziehe stark nach links und schwimme in einem (seeehr kleinen) Kreis. Da ich nun schon mal am Ufer bin, kann ich ja gleich wieder raus gehen. Verwundert blicke ich auf die planschende Simone. Wie macht sie das bloß? Na, immerhin war ich auch drin, und es hat kein Einheimischer gesehen ...
Nach ein bisschen Sonne tanken fahren wir weiter nach Oskarshamn. Dort wollen wir im Hafen gucken, ob nicht doch irgendwo Räucherfisch verkauft wird. Auf Öland war alles zu. Das ist hier aber nicht anders. Alles noch zu. Also fahren wir unverrichteter Dinge wieder zurück zu unserem schönen Sommerhaus Lindås. Unterwegs gehen wir noch in Virserum im Supermarkt einkaufen. Ich bezahle, Simone packt ein. Dann will Simone noch durch den Ort fahren, um sich ein bisschen umzuschauen. Das endet darin, dass wir einmal mit unserem kleinen Fiat durch den Stadtpark gurken. Zumindest sieht die "Straße", die sich da durch die Parkanlagen windet, verdächtig nach Spazierweg aus. Ein Schild "Durchfahrt verboten" haben wir aber beide nicht gesehen. Schnell weg hier.
Zu Hause angekommen packe ich die Lebensmittel aus und frage Simone verwundert "wofür hast du denn Hefe gekauft? Willst du was leckeres Backen?“  Simone wollte mich das Gleiche an der Kasse fragen .... Ups, da wird wohl die arme Frau, die an der Kasse hinter mir stand, wohl ohne Hefe nach Hause gegangen sein ... ENTSCHULDIGUNG!

Wir melden uns bei unseren Freunden zurück und tauschen die Erlebnisse der letzten Tage aus. Und so geht wieder ein herrlicher Tag zu Ende. Heute Abend ist es aber sehr kalt, deshalb heizen wir zu Hause erst mal ein und setzen uns vor den Ofen. Wunderbar!

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16.06.2014

 

Nachdem wir uns von unserer Tour auf Öland erholt haben, erkunden wir wieder die Umgebung von Lindås. Am Tag unserer Rückkehr durchstreiften wir den Wald in der Hoffnung, noch mal einen Elch zu sehen. Aber offenbar werden die Elche hier tagsüber von den Schweden in die Scheune eingeschlossen und erst abends für die Touristen rausgelassen. Jedenfalls sehen wir nur ein Reh und haufenweise Vögel. Der eine "Weg", den wir gehen wollen, erweist sich als eine zweispurige Schlammstrecke. Da wären doch wohl Gummistiefel eher geeignet als Trailrunning Schuhe. Die haben wir aber nicht, also zurück. Der nächste Weg ist schon deutlich besser. Wir laufen zu einem kleinen See, den Krankegöl. Das Wetter ist wieder mal herrlich. Die Sonne scheint vom Himmel, nur der Wind bläst heute ein bisschen mehr. Eigentlich hatten wir ja für heute einen Ausflug mit Kayaks auf einen  großen See, dem Serapasjön geplant, aber da ist heute richtig Welle. Aber hier im Wald ist es auch schön. Das Grün der jungen Kiefern ist so kräftig, dass es schon unnatürlich aussieht. Wir verlassen den Weg und folgen einer alten Spur, die wahrscheinlich von einem Harvester, wie die Baumfällmaschinen heißen, stammt. Das Gehen ist schon schwieriger. Wir müssen sehr aufpassen wo wir hintreten. Alles sieht nach festem Boden aus, aber oft gibt der Boden etwas nach, oder es gibt versteckte Löcher da. Hier ist es schon deutlich schwieriger und langwieriger sich durch die Natur zu bewegen, als im geordneten Deutschland. Als wir wieder zu Hause sind, bekommen wir einen Anruf von Jürgen: wir müssen Bambi retten. Morgen früh soll eine Wiese gemäht werden. Jetzt können überall im hohen Gras Rehkitze liegen, die auf die Rückkehr ihrer Mütter warten. Deshalb laufen wir zusammen die Wiese ab. Wenn wir unseren menschlichen Geruch hinterlassen, holen die Ricken ihre kleinen Bambis da weg. Wahrscheinlich würde es auch reichen, wenn wir unsere Schuhe und Socken auf die Wiese feuern. Aber die brauchen wir ja noch. Nachdem wir also Bambi gerettet haben, gibt es unser wohlverdientes Abendessen. Leckeres Ofengemüse. Dann schauen wir den Sonnenuntergang und beobachten, wie ein riesiger Mond hinter der Nachbar-Scheune  aufgeht. Wunderbar.

Am nächsten Tag ist der Wind ganz ruhig, sodass wir unsere Kayaktour machen können. Der See ist schon recht groß und hat unzählige Seitenarme, die wir alle abfahren. Neben uns ist nur noch ein Boot auf den See, sonst ist er völlig verlassen. Es gibt, außer dem Ort Näshult, so gut wie kein Haus am See. Totale Einsamkeit und Natur. Das gefällt uns. Stellenweise reichen kleine Granitfelsen ins Wasser, es sieht aus wie in den Schären. Alte Kiefern krallen sich an die Felsen, ein Prachttaucher Pärchen zieht seine Bahnen und tauchen weg, als wir näher kommen und über uns der riesige weite Himmel mit kleinen Schäfchenwolken. Ist das schön ... Nach vier Stunden paddeln sind wir wieder am Ausgangspunkt unserer Tour. Dann fahren wir zu Uli und Jürgen, sitzen im Garten, essen lecker und reden bis die Kühle der beginnenden Nacht und vor allem die  Knotts, winzige, fiese Mücken, die beißen, uns vor unseren Ofen zurück treiben.

19.06.2014

 

So, jetzt ist die erste Etappe der Rückreise geschafft. Wir sind zurück in Östersund. Gestern sind wir zu einem Zeltplatz am Nordende des riesigen Vänern See gekommen. Die Fahrt war sehr entspannt, wir hatten abends bloß einen Sonnenstich. Die Sonne hat den ganzen Tag von Himmel gebrannt. Dank modernster Handynavigation haben wir Teile von Schweden kennengelernt, durch die wir sonst nie gekommen wären. War landschaftlich schon sehr reizvoll, hat aber ein wenig länger gedauert, als wenn Simone per kostenloser Karte der Autovermietung navigiert hätte. Wir sind auf einen wunderbaren kleinen Zeltplatz gelandet. Ein riesiger, aber sehr friedlicher Schäferhund begrüßte uns an der Rezeption. Der Zeltplatz-Besitzer sprach ausgezeichnet deutsch, vielleicht weil der Platz fest in deutscher Hand ist. Aber wir können uns einfach Fahrräder nehmen und zum See fahren, der noch 800 Meter entfernt ist. Aus dem kleinen Laden können wir nehmen was wir brauchen, das Geld einfach in den Kasten legen. Auch gibt es kostenlos Feuerholz. Jeder Platz hat eine Feuerstelle und einen überdachten Pavillon mit Sitzgelegenheiten. Nicht schlecht!,  und die fiesen Knotts sind auch schon da, dann kann ja nix mehr schief gehen. Es gibt das letzte Pasta Primavera, lecker wie immer. Da der Platz ausschließlich mit Rentnern belegt ist, ist Punkt 22 Uhr Ruhe. Wir halten das für eine ganz gute Idee und folgen dem Beispiel.

 In der Nacht fängt es an zu regnen. Und auch der Morgen sieht nicht so freundlich aus. Um acht dreht der Schäferhund eine Runde über den Platz und guckt, ob alles in Ordnung ist. Wir fahren los und zahlen. Heute ist der Chef, der gestern mit uns deutsch geredet hat, im Englisch Modus. Er will nur englisch reden. Ist auch o.k. Wir haben, laut Navi, noch knapp sechshundert Kilometer vor uns. Dafür brauchen wir 8.30 h ohne Pausen. Das ist schon echt eine lange Reise, und wir fahren noch nicht mal durch die Hälfte Schwedens. Immer wieder regnet es, zweimal so stark, dass wir nur noch fünfzig fahren, da wir nichts mehr erkennen können. Kurz nach sechs sind wir in Östersund. Wir wollen heute noch den kleinen Fiat nach Hause bringen. Denn wenn wir morgen bis neun am Flughafen sein müssen, haben wir morgens ja auch ein wenig Stress.

Wir fahren noch am Bahnhof vorbei, um die Tickets zu kaufen. Jetzt haben wir die Tickets, dann wird wohl morgen auch ein Zug gehen. Wir kommen am Flugplatz an und stellen fest, dass gleich eine Maschine aus Stockholm landet. Das heißt, wir können mit dem Flughafenbus nach Östersund zurückfahren. Der Flughafen ist ja ein alter Militärflugplatz, der schon gut außerhalb der Stadt ist. Da am Tag nur eine Handvoll Flieger ankommen, fährt der Bus nur, wenn ein Flieger kommt. Sonst müssten wir 35 Euro für ein Taxi zahlen. Das klappt ja prima! Die superfreundliche Fahrerin des Busses wollte wohl mal Pilotin werden. Jedenfalls begrüßt sie die Fahrgäste in Schwedisch und Englisch und heißt alle in Östersund willkommen und berichtet über das aktuelle Wetter. Wir fahren zurück zum Hotel und gucken unser erstes Spiel der Fußball WM an, England gegen Uruguay. Da die Leute in Uruguay bei unserem Besuch letztes Jahr total nett waren, sind wir natürlich für Uruguay. Morgen geht es dann nach Trondheim zurück.

21.06.2014

 

Jetzt ist der Urlaub fast vorbei. Morgen, in aller Frühe geht, der Flieger nach Berlin zurück. Das Wetter in Trondheim war heute und gestern extra schäbig. Grauer Himmel, Regen, und Sturm. Was für ein Kontrast zu dem Wetter vor drei Wochen. Schon gestern in Östersund war es sehr kalt. Höchsttemperaturen von 7 Grad und Wind, da war es in Småland aber viel schöner. Aber zum Glück sind wir ja mit allen Klamotten auch für schlechtes Wetter ausgestattet. Wir durchstreifen heute noch Trondheim. Allerdings landen wir häufiger in Geschäften, als in den schönen Gassen der Altstadt. Es regnet den ganzen Tag mehr oder weniger und Windspitzen bis neunzig km/h verleiden uns den Aufenthalt im Freien. Gestern Abend wollte ich, nachdem wir hier unser Hotelzimmer bezogen haben, im Supermarkt noch zwei Bier kaufen, damit wir stilecht Fußball gucken können. Aber im Supermarkt nahm die Kassiererin freundlich lächelnd das Bier aus meinem Korb und erklärte freudestrahlend "nach acht gibt's keinen Alkohol zu kaufen". Ich konnte vor Verblüffung nur ein "Jesus" von mir geben. Also gibt's nur Icetea zum Fußball. Heute sind wir schlauer und kaufen gleich zwei Bier für das Spiel. Da können wir ja richtig einen drauf machen!

So, jetzt packen wir noch und um halb fünf klingelt dann der Wecker. Denn leider ist der Trondheim International auch ein alter Militärflugplatz und auch nicht gerade vor den Toren der Stadt, sondern es liegen noch vierzig Minuten Fahrt zwischen uns.

Das war also unser Urlaub. Alles lief anders als geplant, aber wir haben nicht das Gefühl irgendwas verpasst zu haben. Klar wäre es auch schön gewesen, wenn wir die Tour durch das Fjäll geschafft hätten, aber so haben wir eine fantastische Zeit in Småland verbracht und unglaublich viel erlebt. Eines können wir sagen: „Wir sind absolut erholt und zufrieden mit der Welt. Auch auf diesem Weg noch mal vielen Dank an Uli und Jürgen, die uns so herzlich aufgenommen haben und so viel Zeit für uns gehabt haben. Schweden, wir kommen wieder!

das sind wir