08.06.2015: Joshua Tree Spring - Fox Mill Spring, 19,6 Meilen


Diese Nacht stellte eine neue Form des Horrors und Terrors meines Zelt-Lebens dar. Nicht nur, dass es brütend heiß im Zelt war und wir wegen des Bären und der Mücken alles zugemacht hatten, nein, zudem hatte Axel sich auch für einen Hang entschieden. Auf dieser Schräge stand das Zelt und ich lag mit meiner Matratze am höchsten Punkt. Sobald ich im Schlafsack auf der Matte lag, kam ich ins Rutschen und glitt Richtung Auffangmauer Axel.  Das wurde schnell zu warm und ich bin zurück auf die Ausgangsposition gerobbt. Das Spiel begann von Neuem. Das habe ich ungefähr die Hälfte der Nacht gemacht, bis ich etwas Unglaubliches entdeckt habe. Die Klebkraft meiner Beine. Das übliche Staub-Dreck-Gemisch verhindert nicht nur das Gleiten meiner Schlafhose, sondern auch mein wegrutschen von der Matte. Unglaublich hat das Zeug an meinen Beinen doch noch eine nützliche Funktion!


Nach dieser eher unruhigen und wenig erholsamen Nacht starten wir unsere letzte große Etappe durch die Wüstenreste, bis wir morgen endlich Kennedy Meadows erreichen. Es geht rauf, runter, rauf, runter und wieder rauf. Das bei netten 33 Grad und dem üblichen Wasserproblem. Um einen Hitzschlag zu vermeiden, entscheide ich mich den zweiten Anstieg über 2000 Fuß eher gemütlich anzugehen. Was eignet sich da am besten zur Kontrolle, ob man zu schnell ist oder nicht? Quatschen! Also texte ich Axel ununterbrochen zu. Erst antwortet er noch, dann werden die Antworten immer einsilbiger, bis sie schließlich  aufhören. Gerade als ich beschließe, dass er in irgendeinem mentalen Loch hängt, kommt von hinten die leicht genervte Frage, ob mich das denn gar nicht anstrenge? Nö, irgendwie heute nicht. Axel macht daraufhin seine Kopfhörer rein und ich singe erst vor mich hin, um dann in Selbstgespräche zu verfallen. Zu Kontrollzwecken natürlich!


 

Sonderlichkeiten pflegt hier auf dem Trail schließlich jeder.
Am besten ist das an dem Glauben, an noch so irrwitzige Theorien, zur Vermeidung diverser Leiden, zu beobachten. So wechseln manche stündlich ihre Socken, um Blasen zu vermeiden, andere wechseln stündlich ihre Unterhose, um Wundlaufen zu verhindern, manche tragen Kompressionsstulpen, um eine Schienbeinverletzung zu minimieren und wiederum andere glauben, dass erst eingetragene, seit mehreren Tagen benutzte Socken, das einzig Wahre sind. Und dann gibt es noch jene, die an die heilsame Wirkung von Nagellack in der Farbe "Nuclear War" glauben. ..


Unabhängig davon endet unser Tag damit, dass wir genauso wie Marlboro Man alles aufessen, was wir morgen nicht mehr brauchen. Eine wahre Tütenessen-Fressorgie, hurra!

 

das sind wir