05.07.2015: Vancouver - Kanada

Manchmal hält das Leben Überraschungen bereit mit denen vor wenigen Wochen keiner gerechnet hätte. Manche dieser Überraschungen sind schön, andere weniger. Mit einer dieser Überraschungen setzen wir uns jetzt seit zwei Wochen auseinander und das Ergebnis ist, dass wir morgen zurück nach Deutschland fliegen werden. Axels Bein ist trotz Kühlen, Ruhe, Hochlagern immer noch geschwollen, druckempfindlich und nicht belastbar.


Ein kleiner Rundgang von drei Meilen führte dazu, dass er das Bein den restlichen Tag gar nicht mehr nutzen konnte. Die Fortsetzung der Tour mit den geplanten Meilen ist damit in weite, für uns, unendliche Ferne gerückt. Natürlich könnten wir noch länger warten und evtl. dann langsam wieder anfangen, aber damit würden wir es nie in unserem Zeitrahmen schaffen oder wir könnten den Trail noch ein Stück weiter laufen und ihn dann woanders für uns beenden. All das würde aber bedeuten, dass wir hier noch länger darauf warten, dass das Bein sich evtl. bessert. Aber dieser Preis ist uns zu hoch und wir sind nicht bereit ihn zu zahlen. Dazu ist unser Plan B zu verlockend.


Bevor wir die Tour gestartet haben, stand von vorneherein fest, dass wir den Trail beenden, sobald es gesundheitlich nicht anders vertretbar ist. Natürlich haben wir nach Beginn der Tour und nach fast 1.500 km nicht damit gerechnet, dass so etwas jetzt noch passieren sollte. Und so waren wir auch ziemlich überrascht, als der Zwischenfall uns zunächst zu einem vorläufigen und nun endgültigen Stopp gezwungen hat. Es wäre gelogen zu behaupten, dass der Weg immer Spaß und jede Sekunde ein Genuss gewesen sei, aber es ist etwas anderes, wenn einem die Entscheidung genommen bzw. aufgezwungen wird.


Vielleicht wären wir bis Kanada gelaufen, vielleicht aber hätten wir irgendwann für uns entschieden, den Trail an einem anderen Punkt zu beenden. Aber so sind wir mitten aus dem Laufen und den Plänen herausgerissen worden. Irgendwo in der Sierra, kurz nach Meile 900, war es vorbei.  Wir haben lange überlegt, was wir weiter machen sollen und auch seit dem unsere Entscheidung steht,  ist nicht ein Tag vergangen, an dem wir uns nicht gefragt haben, ob dies die richtige Entscheidung war. Wir haben bestimmt fünf Jahre damit verbracht, auf diese Tour hinzuarbeiten, um sie dann auf diese Weise beenden zu müssen. Es fühlt sich so an, es einfach nicht geschafft zu haben. Und dabei rücken die gelaufenen Kilometer und die gemachten Erfahrungen ganz schnell in den Hintergrund.


Wir bereuen auf jeden Fall keine Minute die Entscheidung, den Trail begonnen zu haben und die guten und schlechten Erfahrungen, die jeder von uns gemacht hat und auch die Erkenntnisse, die ich gewonnen habe, sind nun ein Teil von uns. Leider gehört dazu bei uns auch die Niederlage vor dem Trail. Freude, Leid, Glück und Trauer liegen manchmal eben sehr nah beieinander. Aber das ist etwas, was einem der Trail meines Erachtens eh am schnellsten lehrt.


Für uns bedeutet die Abkehr vom PCT das Ende eines Traumes und der Beginn eines neuen.

das sind wir